Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 01/2014 - page 10

Maschinenbau in Thüringen
10
Im Bereich der Investorenbetreuung im Thüringer Maschinenbau bei der Landesent-
wicklungsgesellschaft (LEG) bahnt sich ein Stabwechsel an. Der bisherige Projektleiter Jörg
Dreyer wird zum Jahresende in den Ruhestand gehen. Sein Nachfolger Stephan Schäfer steht
schon bereit und übernimmt Stück für Stück die Geschäfte. Für den zuständigen Ab-
teilungsleiter Dr. Arnulf Wulff ist das nicht nur ein Stück gelebten Wissenstransfers, sondern
auch Gelegenheit zu einer Zwischenbilanz über die Lage der Branche im Freistaat.
Investoren wollen Seriosität
und Verlässlichkeit
Der Maschinenbau in Thüringen gilt
von jeher als ein Wirtschaftszweig, „der
sich entwickeln lässt“, wie es Dr. Arnulf
Wulff ausdrückt. Die Branche ist mittel-
ständisch geprägt, im Schnitt haben die
Unternehmen nicht mehr als 80 Mit-
arbeiter. Jörg Dreyer erinnert sich noch
an die frühen 1990er-Jahre, als die LEG
ihre Arbeit aufnahm und er mit der
Akquisition von Investoren betraut wur-
de. „Damals waren die Thüringer Ma-
schinenbauer größtenteils die verlän-
gerten Werkbänke großer Firmen im
Westen. Von dort kamen die Aufträge,
die wurden abgearbeitet.“ Mit der Zeit
habe sich die Situation aber grundsätz-
lich gewandelt. Die Firmen entwickeln
mehr und mehr eigene Produkte und di-
versifizieren ihren Kundenstamm. Da-
mit ist eine der Grundlagen für Wachs-
tum gelegt.
Eine andere sind Investitionen, das Ar-
beitsfeld von Wulff, Dreyer und Schäfer.
Und da wird es grundsätzlich. „Inves-
toren erwarten Seriosität und Verläss-
lichkeit“, formuliert Wulff das Credo sei-
ner Mannschaft. Die LEG habe sich
national und international inzwischen
einen hervorragenden Ruf erarbeitet,
konstatiert er. Man könne passgenau
auf die Anfragen potenzieller Inves-
toren reagieren. Hier sei neben Schnel-
ligkeit auch Genauigkeit gefragt. Nicht
zu unterschätzen seien auch die Netz-
werke zu den kommunalen Verwaltun-
gen, die inzwischen sehr gut funktio-
nierten. Das bringt Anerkennung, nicht
nur im Maschinenbau. Inzwischen klop-
fen auch große Fabrikplaner an die
Türen der LEG. Die Erweiterung von
MDC Power in Kölleda darf dafür als
Beispiel gelten. Die Daimler-Manager
waren des Lobes voll über die Qualität
der Zusammenarbeit.
Die endet übrigens nicht beim Grund-
stücksverkauf, bei der Erteilung der not-
wendigen Genehmigungen und bei der
Zuwendung von Fördermitteln. Das
Netzwerk um die LEG kümmert sich um
die Fachkräftegewinnung und gegebe-
nenfalls –qualifizierung, um geeignete
Kinderbetreuungsmöglichkeiten, wenn
es sein muss auch um die Nahverkehrs-
anbindung und vieles mehr. Investoren,
die nicht selbst bauen wollen, bekom-
men Kontakte mit privaten Immobilien-
finanzierern oder Angebote für Miet-
fabriken. „Die Ansiedlungsbedingungen
sind oftmals ausschlaggebend für
Investitionsentscheidungen“, sagt Jörg
Dreyer.
Betrachtet man die Situation der Ma-
schinenbauer, zeichnet sich aber auch
ein Problem am Horizont ab. Nicht erst
seit kurzem stehen Fragen der Unter-
nehmensnachfolge ganz oben auf der
Agenda. Viele Unternehmer, die sich
gleich nach der Wende selbständig ge-
macht haben, kommen jetzt nach und
nach ins Pensionsalter. Wenn das Un-
ternehmen nicht in Familienhand wei-
tergeführt werden kann, stellt sich oft-
mals die Existenzfrage für den Betrieb.
Hier sind dann auch die Investoren-
betreuer der LEG gefragt.
Eine der denkbaren Möglichkeiten sind
Unternehmenszusammenschlüsse. Ob
Fusion oder Kauf sei dabei zweitrangig,
Foto: Laudien
.
Wissenstransfer bei der LEG: Stephan Schäfer (rechts) wird Jörg Dreyer ablösen
.
1,2,3,4,5,6,7,8,9 11,12,13,14,15,16,17,18,19,20,...44
Powered by FlippingBook