Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 01/2014 - page 7

Maschinenbau in Thüringen
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Trends und Herausforderungen
für den Maschinenbau in
Ostdeutschland
Der Export und damit die Marktabsatz-
chancen der hiesigen Unternehmen
werden demnach auf absehbare Zeit ro-
bust bleiben. Allerdings wird der
Wettbewerb vor allem aus den Schwel-
lenländern noch weiter zunehmen –
und das vor dem Hintergrund eines gro-
ßen Heimatmarktes. In Ostdeutschland
werden wir uns daher verstärkt mit
Unternehmensstrategien befassen müs-
sen, die auf die Erschließung neuer
Absatzmärkte zielen. Dabei sollten
neue Märkte in Europa und in Übersee
nicht als reine Exportmärkte betrachtet
werden. Vielmehr ist es erforderlich,
mehr als bisher direkt vor Ort in den
Zielländern zu produzieren sowie diese
Märkte für die Beschaffung zu nutzen.
Alternativ sind auch Exportkoopera-
tionen ein geeigneter Weg. Das sind je-
doch Herausforderungen, deren Bewäl-
tigung für den typischen und in
Ostdeutschland charakteristischen Mit-
telstand leichter gesagt als getan sind.
Ohne Kooperationen und Zusammen-
schlüsse werden diese auf lange Sicht
vermutlich nicht realisierbar sein.
Energiewende muss
bezahlbar bleiben
Der Maschinen- und Anlagenbau gilt als
Industrie mit hoher Innovationskraft.
Sie besitzt die technische Lösungs-
kompetenz für die großen gesellschaft-
lichen Herausforderungen. Dies gilt
auch für die Energiewende. Hier leistet
der Maschinenbau mit seinen moder-
nen Technologien einen aktiven Beitrag
zur Umsetzung.
Fakt ist aber auch, dass die System- und
Kosteneffizienz der Energiewende wie-
der stärker in den Vordergrund gerückt
werden und ein weiterer unkontrollier-
ter Kostenanstieg verhindert werden
muss. Der Maschinen- und Anlagenbau ist teilweise
selbst von hohen Energiekosten betroffen. Darüber hi-
naus ist er Teil eines Netzwerkes. So wirken sich die
Preise stark auf die energieintensiven Zulieferer sowie
auf einen Teil der Kunden, beispielsweise aus Chemie,
Stahl und Automobilbau, aus. Das kann
zu einem beachtlichen Problem führen:
Verlagern die Kunden ihre Produktion,
wandert auch der Maschinenbau ab –
mit allen Konsequenzen vom Abbau
von Arbeitsplätzen bis hin zur rückläufi-
gen Innovationskraft Deutschlands. Das
heißt, die Regelung der Energiever-
sorgung wird in Zukunft über Wohl und
Wehe des Industriestandortes Deutsch-
land entscheiden. Die Energiewende
muss daher effektiv, effizient und be-
zahlbar werden. Nur dann lässt sich die
für Deutschland einzigartige Wert-
schöpfungskette erhalten.
Bei Fachkräften Politik
und Unternehmen gefragt
Eine weitere Herausforderung ist die
bereits seit längerer Zeit keimende
Fachkräfteproblematik. Deutschland
braucht gut qualifzierte Fachkräfte, um
die Überlebensfähigkeit und Wettbe-
werbsfähigkeit der Unternehmen zu
sichern. Schon heute ist in vielen Berei-
chen ein Facharbeiter- und Ingenieur-
mangel spürbar, sowohl im Maschi-
nenbau als auch im Handwerk. Deshalb
ist es dringend notwendig, dass sich die
Bundesregierung deutlich stärker als
bisher mit den Themen Bildung sowie
Integration von Ausländern auseinan-
dersetzt. Auch Gruppen, die bisher nicht
im Fokus standen, können helfen, die
Fachkräftesituation zu entspannen.
Hierzu gehört auch, Arbeitslosen mit
langjähriger Berufserfahrung eine
Chance zu geben oder vermehrt junge
Frauen für technische Berufe zu interes-
sieren. Darüber hinaus ist jedes Unter-
nehmen angehalten, seine eigenen
Mitarbeiter entsprechend den steigen-
den Anforderungen kontinuierlich wei-
terzubilden und zu qualifizieren.
Foto: VDMA
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VDMA Ost-Geschäftsführer
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Reinhard Pätz
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Nach mehreren Jahren mit einer unterdurch-
schnittlicher Nachfrage erwartet der Verband Deut-
scher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) im Jahr
2014 für den Weltmaschinenbau ein Umsatzplus
von real fünf Prozent. Dabei werden Märkte wie
China und die USA, aber auch Europa von der ein-
setzenden zyklischen Erholung profitieren. So auch
Deutschland: Erst kürzlich hatte der Verband eine
erfreuliche Produktionsprognose für 2014 veröf-
fentlicht. Er rechnet für den deutschen Maschinen-
und Anlagenbau mit einemWachstum von real plus
drei Prozent.
Ein Gastbeitrag von Reinhard Pätz,
Geschäftsführer des VDMA Ost
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