Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 01/2014 - page 12

Maschinenbau in Thüringen
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Vor gut einem Jahr wurde das Thüringer Zentrum für Maschinenbau (ThZM) ins Leben geru-
fen. Es versteht sich als Koordinierungsstelle und Innovationszentrum der Branche. Es könn-
te sogar als Blaupause für andere Innovationszentren im Freistaat dienen, meint der Prorektor
der TU Ilmenau, Prof. Dr.-Ing. Klaus Augsburg im WIRTSCHAFTSSPIEGEL.
Thüringer Zentrum für Maschinen-
bau kann Blaupause für weitere
Innovationszentren sein
Im ThZM haben sich Hochschulen und
wirtschaftsnahe Forschungseinrichtun-
gen zusammen geschlossen: die TU
Ilmenau, die Fachhochschule Schmal-
kalden, die Ernst-Abbe-Fachhochschule
Jena, die Gesellschaft für Fertigungs-
technik und Entwicklung Schmalkalden
e.V. und das Günter-Köhler-Institut für
Fügetechnik und Werstoffprüfung e.V.
Jena. Alle Einrichtungen haben eigene
Netzwerke in die Partnerschaft mit ein-
gebracht. Wichtiger Partner ist die Wirt-
schaft. So gebe es nicht nur einen sehr
aktiven Beirat, in dem Unternehmens-
vertreter sitzen, sondern auch schon
erste Projekte, konstatiert Prof. Augs-
burg. Drei Verbundprojekte seien be-
reits gestartet worden. Alle Vorhaben
wurden in Verträgen fixiert, in denen
nicht zuletzt auch die anschließende
Verwertung der Forschungsergebnisse
geregelt sind.
150 Thüringer Unternehmen beteiligen
sich über die Arbeit im Beirat. Dort wür-
den auch die Entscheidungen über die
Mittelvergabe getroffen. Wichtig seien vor allem die
jährlichen Treffen, auf denen Erfahrungen ausge-
tauscht und neue Netzwerke geknüpft würden.
Das Thüringer Zentrum für Maschinenbau bedient fünf
Kompetenzfelder: Maschinenbaurelevante Prozess-
technologien, Präzisionstechnologien, Werkstoff- und
Beschichtungstechnik, Powertools und -moulds sowie
Qualitätssicherung in der Produktion. Die Koordi-
nierungsstelle ist bei der TU Ilmenau angesiedelt. Hier
gebe es erwiesenermaßen die größten Erfahrungen
auf diesem Gebiet.
Die bis zu zehnköpfigen Forschergruppen, die an den
einzelnen Projekten arbeiten, setzten sich interdiszi-
linär zusammen, so Augsburg. Dies sei eine wichtige
Voraussetzung für den Erfolg der Arbeit.
Der Professor sieht noch zwei weitere
Vorteile der Forschungsarbeit im ThZM.
So könnte es als Graduiertenschule die-
nen, um wissenschaftlichen Nachwuchs
zu fördern. Außerdem sichere die For-
schungsarbeit nicht zuletzt auch quali-
fizierten Fachkräfte-Nachwuchs für die
Thüringer Wirtschaft. Vor allem auslän-
dische Nachwuchswissenschaftler nut-
zen die guten Bedingungen, die es an
der TU Ilmenau und anderen Hoch-
schulen im Bereich Maschinenbau gebe.
Das deutsche Ingenieurwesen habe in-
ternational noch immer einen hervorra-
genden Ruf. Es gelte, dieses Potenzial
im Lande zu halten.
In diesem Zusammenhang will Prof.
Augsburg auch das brisante Thema der
Abwanderung von Fachkräften aus dem
Freistaat betrachtet sehen. Forschungs-
und Entwicklungspotenzial gebe es ge-
nug. Es sei jetzt an den Unternehmen,
die Personalentwicklung auf diesem
Gebiet langfristig in Angriff zu nehmen.
Die Landespolitik hat die Bedeutung
des Maschinenbaus für Thüringen er-
kannt. Die Branche gilt als zweitwich-
tigste im Freistaat. Bis zu 15 Millionen
Euro will das Thüringer Ministerium für
Wirtschaft, Arbeit und Technologie in
das ThZM investieren. Fünf bis sechs
Millionen Euro seien bereits in Projekte
geflossen, zieht Prof. Augsburg eine ers-
te Zwischenbilanz. Das Jahr 2014 soll
erste greifbare Ergebnisse der For-
schungsarbeit bringen. Dann laufe die
erste Förderperiode aus. Insgesamt wer-
de die Koordinierungsstelle ThZM zu-
nächst bis 2017 gefördert. Der Erfolg
der Arbeit zeige sich dann, wenn es in
Zukunft gelingt, zusätzliche Mittel vom
Bund oder der Europäischen Union zu
akquirieren. (tl)
Das ThZM sichert
qualifizierten Nach-
wuchs für Thüringer
Unternehmen.
Prof. Dr.-Ing.
Klaus Augsburg
Foto: TU Ilmenau
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