Wirtschaftsspiegel Thüringen - Ausgabe 01/2014 - page 34

Finanzierung im Mittelstand
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Experten und Wirtschaftsinstitute sehen 2014 wie-
der deutlich positiver in die Zukunft. Doch das wirt-
schaftliche Umfeld wird herausfordernd bleiben. Für
die Unternehmen ist es deshalb wichtig, das opera-
tive Umfeld kalkulierbar zu gestalten und hierbei
unter anderem langfristige Finanzierungssicherheit
herzustellen.
Ein Expertenbeitrag von Oliver Fern,
Vorstand der Sachsen Bank.
Günstige Rahmenbedingungen für
Finanzierungssicherheit nutzen
Dafür bieten sich aktuell gute Gelegen-
heiten. Denn es gibt durchaus Indika-
toren, die die Rahmenbedingungen für
Unternehmen und Investitionen positiv
beeinflussen. Extrem günstig zeigt sich
die nach wie vor bestehende Niedrig-
zinsphase. Über alle Laufzeiten hinweg
– egal ob kurz-, mittel- oder langfristig
– befinden sich die Zinsen in Europa
und den USA nahe dem historischen
Tiefstand. Und es ist wohl zu erwarten,
dass die EZB noch eine Weile an ihrer
Niedrigzinspolitik festhält. Da der Wett-
bewerb zwischen den Banken um Kun-
den guter Bonität sehr hoch ist, sind die
Finanzierungskosten momentan im his-
torischen Vergleich gering. Dieses
günstige Umfeld sollten die Unterneh-
men nutzen, etwa für Investitionsfinan-
zierungen, um vorzeitige Anschluss-
finanzierungen zu vereinbaren oder um
sich zusätzliche Betriebsmittel-Linien
zu schaffen.
Die niedrigen Zinsen zu nutzen, ist aber
nur ein Aspekt der Finanzierungssicher-
heit. Insgesamt ist es entscheidend für
den Unternehmer, aus der großen
Palette von Finanzierungsinstrumenten
die jeweils passende Zusammenstel-
lung zu finden. Neben dem klassischen
Kredit und dem längst etablierten
Leasing oder dem Forderungsverkauf
(Factoring) gehört dazu beispielsweise
auch die Möglichkeit, Finanzierungs-
optionen über den Kapitalmarkt – per
Schuldscheindarlehen oder Anleihe –
in Betracht zu ziehen. Dies ist mittler-
weile auch für größere mittelständische Unternehmen
eine durchaus gangbare Alternative. Ergänzende
Möglichkeiten zur Schaffung einer soliden Finanzie-
rungsstruktur und zur Reduzierung unternehmerischer
Risken bringt auch der Einsatz von Finanzinstru-
menten gegen Zins-, Währungs- oder Rohstoffpreis-
schwankungen. Diese können zudem zur Absicherung
gegen Risiken im Exportgeschäft dienen. Und nicht
zuletzt kann auch die Nutzung von staatlichen Förder-
programmen Vorteile bieten.
Um hier zu einem optimalen Ergebnis
zu kommen, suchen Unternehmer ver-
stärkt nach Banken, die nicht nur Kre-
dite verkaufen, sondern auch als strate-
gische Finanzpartner langfristig agieren
und z.B. über ein internationales Netz-
werk oder spezielle Marktexpertisen ei-
nen zusätzlichen Mehrwert schaffen.
Dabei ist nicht allein die Produktpalette
und Größe der Bank entscheidend. Bei
diesen komplexen Aufgabenstellungen
sind Banken im Vorteil, die nah bei ih-
ren Kunden beziehungsweise in der
Region verwurzelt sind und einen per-
sönlichen, ganzheitlichen Beratungs-
ansatz pflegen. Lokale Präsenz heißt
dabei nicht nur, dass eine Filiale vor Ort
ist, sondern vor allem, dass Entschei-
dungen, etwa über die Kreditvergabe,
auf kurzem Wege, also regional getrof-
fen werden.
Ein weiterer Vorzug ist gegeben, wenn
die handelnden und entscheidenden
Akteure – auch durch die Einbeziehung
von Fach- und Produktexperten – den
direkten Kontakt zueinander haben. Das
enge Zusammenspiel sowie die ge-
meinsame Erfahrung von Bankern und
Unternehmern ist also ein wertvolles
Asset für beide Seiten. Wer als Unter-
nehmer nun umsichtig agiert und es
versteht, günstige Gelegenheiten zu
nutzen, kann aktuell somit sicherlich ei-
niges zur langfristigen und nachhalti-
gen Absicherung seiner Finanzierungs-
struktur in die Wege leiten.
Foto: Sachsen Bank
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